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Denkt er an nichts, während er im Watt spazieren geht? |
Manchmal fällt mir einfach nichts ein. Dann schreibe ich diesen Satz auf. Manchmal fällt mir einfach nichts ein. Das ist ein Dilemma für mich, schließlich bin ich hier, um zu schreiben. Wie ein Eiermann, dessen Hühner alle sterben oder wie ein Opernsänger, der eine eitrige Angina ausbrütet. Michael Knight ohne KITT oder Mila Superstar ohne Volleyball (Liste kann belieblig fortgesetzt werden). Auf meiner Unterlippe nagend schaue ich also auf meinen Satz. Manchmal fällt mir einfach nichts ein. Ich betrachte ihn, suche nach dem Sinn des Satzes. Paradoxerweise hat er keinen, denn es geht um nichts, jedenfalls manchmal. Mit dem Zeigefinger fahre ich über die krakelige Linie, die der Kugelschreiber auf dem weißen Blatt hinterlassen hat. Als ob es zu mir sprechen würde, wenn ich es nur berühre. Tut es natürlich nicht. Ich überlege weiter: Warum kann ich heute nichts berichten? Gab es nichts, worüber ich gelacht oder mich gewundert habe? Wie enttäuscht wird die geneigte Leserschaft sein, wenn sie nichts findet? Was ist, wenn mir nie wieder etwas einfällt?
Ich liege bäuchlings (übrigens auch ein schönes Wort: bäuchlings) auf meiner rosa Tagesdecke, grübelnd, das Blatt Papier vor mir. Mit diesem einen, so schwerwiegenden Satz. Und ich denke weiter: Ist der Satz wirklich bedeutungslos? Immerhin habe ich hier und jetzt, während ich schreibe, vierzehn Zeilen mit nichts gefüllt. Und schließlich handelt es sich nicht um nichts als solches, denn wir sitzen alle an diesem Text und denken darüber nach, was ich schreibe, obwohl ich über das nichts nachdenke. Seltsam oder? Was denkt ihr, wenn ihr an nichts denkt? Ist es ein schöner, ruhiger Rückzugsort? Ist es ein weißer Nebel? Nirvana? Indes überlege ich weiter, denn ich will wirklich über etwas schreiben und nicht über nichts. Aus der vermeintlich lapidaren Aussage werden langsam arge literarische Probleme. Und doch bilden sich allmählich zarte Gedankenfäden, aus denen ich meine Geschichten spinne. Ich denke plötzlich an Macht. Großes Wort. Michel Foucault. Bestrafung. Klassen. So schnell geht das. Macht über euch. In diesem jenen Moment, wo ihr meinen Gedanken folgt, kann ich eure manipulieren. Zum Beispiel: Wir galoppieren auf weißen Pferden über eine grüne Wiese gemeinsam, sind nackt... klick klack machen die Hufe, die Sonne zwingt den Schweiß auf die Stirn, der kalte Wind verspricht gleichzeitige Abkühlung. Da ist das Bild. Worte sind Macht. Und denkt jetzt bitte nicht an einen rosa Elefanten, der aus einem braunen Wasserloch trinkt.
3 Kommentare:
Okay. Eigentlich ein großer Haufen "nichts". Eigentlich... Denn das ist mit Abstand dein schönster Text! :)
Obwohl wie du selber sagst der Inhalt ehr gering ist, ist die Ausage die du darin verpackst um so größer.
Lese deine Beiträge mittlerweile super gerne, umbedingt weiter machen. :)
(Und dnn kümmern wir uns demnächst mal um eine richtige Domain.^^)
Sehr schöner Text, in der Tat. Tiefsinnig und trotzdem irendwie leicht. Man freut sich darauf, den nächsten Text zu lesen.
Danke euch beiden! Pablo, ich mag doch aber meine kleine Blogspotseite gerne!
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