15.04.2012

Kaleiner Schmollmautz

Der GAU ereignete sich letzten Dienstag gegen 17 Uhr. Die Pizzaschnecken waren fertig. (Und kosteten mich bereits zuvor den letzten Nerv, da ich vorher nicht wusste, wie derbe anstrengend es ist, rohe Chorizo zu schneiden und zu braten und die Multiliter austretendes Fett wegzuwischen und danach in die Pizzaschnecken einzuarbeiten.)

Na jedenfalls, der GAU. So gegen 16 Uhr setzte ich mich an den Mac und begann, meinen 20-minütigen Abschlussvortrag auf 15 Minuten herunter zu brechen. Eine relativ beschissene Aufgabe. Denn wer denkt, es sei damit getan, drei bis vier Absätze herauszustreichen, der täuscht sich. Der ganze Text baut ja aufeinander auf und so fing ich auf Seite eins (von 10) an, mich Stück für Stück durchzuarbeiten, die Kritik einzubauen und den Text umzubauen. Gegen 18 Uhr poppte das Update-Fenster auf. Ich begann, die Updates zu installieren und startete anschließend den Laptop neu. Währenddessen habe ich mit Dr. med. schnell Abendbrot gegessen. Als ich nach 20 Minuten wieder kam, fand ich den Mac immer noch im Startbildschirm-Modus.. das Unglück nahm seinen Lauf.. 

Da die Zeit für mich knapp wurde, drückte ich ungeduldig den Startbutton und erzwang so den Neustart. 

Sehr. Großer. Fehler. Never. Quit. Update. 

Wieder Startbildschirm, Lüfter fast am Eskalieren, keine weitere Reaktion. Erneutes, nun schon leicht gereiztes Drücken der Neustart-Taste, gleiches Spiel. Einsetzen von Panik. Öffnung der Schlehenlikör-Flasche, mit zittriger Hand einschenken ins Glas. Nebenbei erneuter Versuch des Hochfahrens, wieder Scheitern. Erster Schlehenlikör wandert zum Mund. Mein Herz pochte bereits bis zum Hals.

Mein Gedanke: Scheiße, wen rufe ich an? Wen rufe ich an? Pablo angerufen: 
Pablo man! Ich raste aus, ich raste aus! Mein Computer fährt nicht mehr hoch, mein Vortrag ist darauf gespeichert, den muss ich morgen halten, ich brauche den, ich brauche Hilfe! Oh mein Gott, mein Hände zittern schon! Pablo! Scheiße!
Fahr ihn nochmal hoch und drück dabei alt.
(Schlehenlikör zum Mund) Ok, bin im Dienstprogramm. Jetzt?
Überprüf das Volumen.
Ok, mach ich... Scheiße! Da steht in rot, dass es beschädigt ist.
Geh auf Volumen reparieren.
Ok, ich rufe dich an, wenn es durch ist ... es wurde repariert.
Ok, starte neu.
Ok ... es geht wieder nicht!
Du hast das Betriebssystem geschrottet, du ungeduldiges Wesen. Halte durch, Tien und ich kommen gleich vorbei, keine Panik.
OK, danke man! (Erneuter Schluck vom Schlehenlikör, Wangen mittlerweile so rot als hätte ich einen Tränenausbruch hinter mir. Hatte ich auch innerlich.)

Eine halbe Stunde später kommen meine beiden (Informatiker)Freunde vorbei. Mit ihren MacBooks, natürlich Aluminium. Natürlich neuester Stand, natürlich neueste Festplattentechnik (ich liebe mein weißes Macbook trotz seines hohen Alters). Nachdem Tien und Pablo sich nochmal an meinem probierten, entschlossen sie sich, meine Festplatte auszubauen, wichtige Daten auf ihre Computer zu übertragen, dann meinen Computer völlig platt zu machen, das Betriebssystem neu draufzuspielen und anschließend mein (gottseidank) zwei Wochen altes Time Machine Backup einzuspeisen.

Ich liebe es, wenn Männer einfach Dinge reparieren können. Nachdem mein Vortrag auf Pablos Laptop erschien, war ich schon überglücklich. Leider konnte ich die docx Datei bei Selda nicht öffnen und so musste Tien extra LibreOffice für mich runterladen, damit ich auf seinem Laptop meinen Vortrag weiter schreiben konnte, während die Männer an meinem Laptop herum basteln - das sind wahre Freunde! Ich weiß immer noch nicht, wie ich mich dafür angemessen revanchieren kann.

Um das Ganze mal abzukürzen: Um kurz nach halb 2 in der Nacht fuhr mein Macbook wieder hoch und meine Daten waren wieder hergestellt. Besser habe ich mich selten gefühlt. Völlig gerädert verabschiedete ich die Jungs, fiel ins Bett, stand am nächsten Tag um kurz vor 7 auf, druckte den gekürzten Vortrag aus, glich die Powerpoint-Präsi an, probte einmal, schmierte mir ein Bananenbrot, eilte zur Schanze, hielt meinen Vortrag pünktlich und angemessen um 16 Uhr 30, gönnte mir anschließend nen Astra und nen Mojito und fuhr gegen Mitternacht nach Hause. 

Es war das worst case scenario. Computer stürzt einen Tag vor der Präsentation ab - und doch habe ich mit Tien und Pablo sehr würdige Nachfolger für den Platz als Lisas Macbook-Reparierer gefunden (ist ja nicht das erste Mal).

Dass ich mein Backblech auf dem Weg nach Hause im Bus vergessen habe, musste natürlich noch so kommen, weil, wie meine Mutter sagt, ich ein Hitzkopf bin, aber ganz ehrlich: Scheiß aufs Backblech, ich war am Mittwoch einfach der glücklichste Mensch der Welt und bin nun scheinfrei.

... und hier noch ein klitzekleiner Einblick in meinen Vortrag von Mittwoch. 


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wundervoll!

Anonym hat gesagt…

Happy end!

Pablo hat gesagt…

Es war schon irgendwie witzig. :)
Auch wenn die ganze Sache etwas längerte als erwartet, wir hatten zum Glück ja eh genug Zeit.

"Hitzkopf" passt irgendwie ganz gut. Und Gott was hätte ich an dem Abend gerne eine Pizzaschnecke gegessen. Vegetarisch versteht sich. *_*

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