29.06.2011

weil darum

Zwei Freunden ist es gleich aufgefallen. Sie haben mir geschrieben, was mich jetzt schon wieder geritten habe. Krise, Liebeskummer, Lebensneuentwurf? Alles neu macht der Mai? Andere haben gefragt, wann ich endlich zurück komme, ob ich die Urlaubsfotos schon gesehen habe. Manche wissen es wohl immer noch nicht. Die Rede ist von Facebook oder genauer: der Zeit danach. Jep, vor einiger Zeit habe ich mich dazu entschlossen, dem großen sozialen Netzwerkriesen still und leise good bye zu sagen. Ob temporär, für ein bis zwei Monate, den Sommer oder gar für länger bis immer, entscheide ich nach Lust und Laune. Und weil mir das nur halbherzig vorkam, habe ich sogleich auch ICQ und Skype von meinem Computer verbannt - meine beide Chatprogrammen von anno knips. Ach, memories. Tja, was soll ich sagen? Es benötigte einiges an Klicks, meinen Account zu deaktivieren - nicht löschen, deaktivieren. Nach etlichen Willst du wirklich gehen? Anna und Fred werden dich echt vermissen emotionalen Erpressungsversuchen war es geschafft und Facebook aus meiner Lesezeichenliste entfernt. Erstaunt war ich darüber, dass ich mich jeder Zeit wieder anmelden kann, theoretisch auch nach zehn Jahren, ich muss mich lediglich einloggen und alles ist wieder da. Ich hatte anfangs bedenken, dass mir irgendwas "fehlen" würde. Dass ich Einladungen, Veranstaltungen usw. nicht mehr mitbekommen würde, weil ich ja jetzt "offline" bin. Die Bedenken waren berechtigt. Tatsächlich hörte ich nicht nur einmal, wieso ich nicht bei Party xy war. Weil ich schlichtweg keine mündliche Einladung erhielt, das ganze ein ich nehme teil bei Facebook erforderte. Es stört mich aber ehrlich gesagt nicht. Auf Partys, die lediglich mit Massenklicks zu Tische bitten, kann ich auch verzichten. Das klingt jetzt zwar ein wenig zickig dahingerotzt, aber wenn man mal über den inflationären und bedenkenlosen Gebrauch nachdenkt, ist es doch so. Ist das nicht ein bisschen bescheuert? Ich verurteile Facebook ja gar nicht, seit 2007 bin ich selbst angemeldet, war dort auch recht viel unterwegs, schon allein, um bei den Millers auf dem Laufenden zu bleiben - denn die geizen nun wahrlich nicht mit Videos, Fotos und Einträgen über die Kinder. Das ist auch der einzige Wehrmutstropfen, der mich irgendwann in den Laden zurückbringen wird, da bin ich mir sicher. 
Es wird hier keinen Grund oder keine Erklärung geben, warum ich den Chats und Netzwerken den Rücken gekehrt habe. Keine tiefergehende zumindest. Ich will auch niemanden missionieren, jeder soll tun und lassen, was er will und zugeben ist Facebook ja auch eine wunderbare Werbeplattform und  elende Singlebörse zugleich, in der Fotos von süßen Damen mit einem dicken gefällt mir quittiert werden. Natürlich ist es auch gleichzeitig Zeichen unserer Zeit, unsere Identität spiegelt sich in unseren geschönten Profilen wieder, wir wollen gefallen, uns mitteilen und das geht nun mal wunderbar, wenn 700 Freunde daran teilhaben können! Erwischt, meine Lieben! Es macht Spaß, heimlich Leute auszuspionieren, Fotos zu kommentieren und man bekommt einfach viel mit. Und hey, wer hat nochmal den gefällt mir Button unterhalb seiner Posts positioniert? Wie ihr seht, ich will gar nicht polarisieren, das eine gut, das andere groß schlecht reden. 
Bei mir hat, glaube ich, einfach eine Überreizung stattgefunden. Ich war so satt und müde von diesem ganzen philosophischen Scheiß, den manche Leute einem tagtäglich um die Ohren geballert haben oder von Dennis, der jeden Tag Leute, was geht schreibt und 178 Kommentare erntet oder Simon gefällt jetzt The XX - ui toll, wem gefallen die nicht? Und von dem Voyeurismus und alldem, irgendwie war ich satt und bin es immer noch. Ich neige dazu, wenn mich etwas nervt, einfach zu gehen. Und so habe ich es getan. Außerdem, und das ist ein nicht ganz unwesentlicher Punkt, muss ich so manchen Freunden recht geben und es finden tatsächlich einige Umwälzungen statt. Vieles spielt sich da oben ab (ich tippe an meinen Kopf). Dass mein Jahr relativ turbulent verlief in den ersten sechs Monaten, ist nicht unbekannt. Und um bei den ganzen Turbulenzen irgendwie noch die Oberhand zu behalten, ändere ich eben das, was in meiner Macht steht und das war nur einer von einigen Schritten, die ich seitdem wieder gegangen bin. Einen anderen Weg gehen als zuvor verhilft manchmal zu großen und kleinen Erkenntnissen, man mag es kaum glauben.
Gandhi und Tiziano Terzani. Männer, die mich sehr inspiriert haben und deren Bücher (Mein Leben und Das Ende ist mein Anfang) ich sehr zu schätzen weiß. Die haben auch was mit Facebook, Skype und Co. zu tun. Denn beide haben unabhängig voneinander in ihren Büchern über den bewussten Verzicht als Erkenntnisgewinn gesprochen. Und das hat mir gefallen (kleines Wortspiel am Rande). Fasten, nicht nur Nahrung, sondern Verzicht als solcher, schafft Erkenntnis. Soweit die These. Es ist ja nicht so, dass ich mir von meinem Schritt erhofft habe, dass mir ne Thomy Küchenmütze ausm Kopf wächst oder so, aber Verzicht hilft, das merke ich. 
Mir fehlt nämlich nichts und das eigene Leben manchmal zu entrümpeln macht ganz schön Spaß. Ich hab schon als Kind gerne mein Zimmer umgeräumt und Klamotten aussortiert. Nachmittags den Computer hochzufahren, mechanisch Facebook Statusmeldung zu scannen, während man sich einen Tee kocht, schauen, wer online ist, oberflächlich kurz zu chatten, während man an eben jenem Tee pustet und dabei wegen Unachtsamkeit auch noch auf die Tastatur kleckert - das ist echt unnötiger Ballast in der Tagesroutine. 
Übrigens telefoniere ich seit meinem Abgang 2.0 wieder häufiger und einen echten Papierbrief (boah ey) habe ich auch schon bekommen. Back to the roots, back to real life. Ist doch prima. Beim Telefonieren konzentriere ich mich auf meinen gegenüber, rufe ihn schließlich bewusst an und entscheide mich für ein Gespräch mit ihm und nicht nur, weil sein Name zufällig grün aufleuchtet. Wo ist der große Unterschied? Mahnen jetzt die Schlauberger unter den Schönebergern. Dazu kann ich nur sagen: Weiß nicht, ist einfach ein Gefühl. Aber ihr könnt ja mal darüber nachdenken.
Mir ist auch noch etwas aufgefallen. Seitdem ich abgemeldet bin, interessieren sich einige Leute bewusst wieder und fragen: Hey, was machst du so, wie geht es dir? Haben sie vorher nicht getan, denn sie dachten, ein Blick auf Facebook genüge, um zu erfahren, ob ich gerade in Buxtehude oder auf dem Scheißhaus bin. 
Facebook an sich ist gar nicht "Schuld" daran, dass ich Dinge jetzt bewusster mache. Ich pflege meinen kleinen, schönen Blog hier intensiver, ich habe schon fünf Bücher seitdem gelesen, ich arbeite ziemlich hart für meine Wünsche. Nein, es geht nicht um Facebook oder Skype, es geht um den bewussten Verzicht auf etwas (kann ja auch Schokolade sein, für all die Schoki-geilen Typen da draußen), um sich auf andere Dinge wieder besinnen zu können. Es ist eigentlich eine natürliche Reaktion. Wenn etwas immer größer wird und immer mehr gehypt wird, steigt man aus, um wieder mit sich ins Reine zu kommen und dem Konformismus zu entsteigen. Seine eigene Identität zu erhalten, laut Nonkonformismus zu schreien! Nennt es, wie ihr wollt. Aktion braucht (Gegen)Reaktion. Mein Blog ist jetzt mein Facebook, aber es dreht sich nur um mich und meine Sicht der Welt. Mein Ausleben von Narzissmus, dem ich hier ungebändigt frönen kann. Und ich bin nun weiß Gott nicht narzisstisch, aber ein wenig von dem krankhaften, hässlichen Charakterzug steckt wohl in jedem von uns.
Kurzum: Warum mache ich virtuelle Netzwerkspause? Weil darum. Weil ich keine Lust habe gerade, weil alle Welt von einer neuen Lust an Selbstdarstellung überrannt wird und weil ich hier lieber lange Artikel schreibe. Ohne Einleitung, Hauptteil, Schluss. Ohne Problem, Erörterung und Lösung und ohne Fazit und manchmal ohne Sinn, ich wollte mich einfach nur mal mitteilen und wem das gefällt, der kann ja wieder vorbeischauen.

Nebenbei bemerkt und noch zum Schluss: Der Blog ist heute genau ein Monat alt! Alles Gute, kleiner Blog, mögest du beliebt sein, amüsieren und immer fluffig bleiben. 

28.06.2011

Mamma! Gianni!

Die, die mich kennen, wissen, dass ich gerne koche. Das heißt nicht, dass ich besonders oder gar besonders gut koche, aber ein gutes Essen vertreibt so manche Sorgen. Nach einem anstrengenden Tag in der Uni schalte ich beim Gemüseschneiden ab, kann langsam entspannen und es mir danach schmecken lassen. (Und unter uns: Kribbelige Vorfreude steigt in mir auf, wenn ich daran denke, später für meine große Familie zu kochen, genügend Geld zu haben, um immer frisch vom Markt einzukaufen, einen Garten mit riesigem Kräuterbeet zu haben und der ganze Scheiß. Nie wieder Cashewkerne in den Salat, weil das Geld für Pinienkerne nicht gereicht hat! Nie wieder Billigwein, weil man den Zehn-Euro-Schein nicht anbrechen wollte! Nie wieder Kaugummi teilen, damit die Packung länger hält! Ich freue mich drauf, ehrlich!) Nun zum Wesentlichen. Das Festmahl im August ist ein Lobeslied auf das italienische Essen. Ein wunderschöner Film, den man unbedingt mit einem Glas herrlichen Weißwein und einer ordentlichen Pasta al Forno genießen sollte. Und vielleicht der Ausgangspunkt meiner Forschung für die Bachelorthesis, denn er hat mich  zu meinen kulinarischen Überlegungen gebracht. Die italienische Küche ist leidenschaftliche Küche a la Mamma, allseits beliebt inklusive rotweiß-karierter Papiertischdecken-Romantik und bedient viele Stereotype des gängigen Italienbildes. (Falls sich übrigens jemand fragt, wieso ich in letzter Zeit nur knappe Ausführungen zu Papier bringe: ich lerne gerade. Aber nicht italienisch, sondern spanisch).
Achja, eine (Forschungs-)Reise durch Italien mit einem schönen alten Auto und überall anhalten und probieren, das würde ich gerne nächstes Jahr machen. Kulinarisches Reisen und das auch noch erforschen? Das geht nur mit Volkskunde! Vier Jahre mit wissenschaftlichen Texten abrackern, Interviews transkribieren oder Hausarbeiten über Tauben schreiben und trotzdem später damit kein Geld verdienen? Das geht nur mit Volkskunde! Aber das ist ein anderes Thema. Ich liebe ich mein Exotikfach trotzdem. Und ich liebe Filme über Essen und Trinken, über das kulinarische Savoir-Vivre. So auch Sideways oder Zimt und KorianderSideways ist übrigens einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Ach, da könnte ich auch schon wieder so viel schreiben. So viel zu sagen und so wenig Zeit. Bis nächsten Montag wird es hier erstmal mau bleiben. Bis dahin: genießt die Sonne, guten Wein, gutes Essen und gute Freunde. Ich genieße spanische Vokabeln. Hasta luego, mis corazones :)


26.06.2011

Liebes Zelt

Eigentlich wollte ich mir nur das Dorpwürfel-Gestell mitnehmen... aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, wie ein weiser oberschlesischer Freund von mir immer sagt! Ich hoffe, du freust dich über unsere neuen Errungenschaften genauso wie ich! Auf den Fotos fehlen noch diverse Schalen und Kerzenständer und Gedöns!

23.06.2011

Spieltricks

Es war einmal ein Mädchen. Sie lebte an einem großen See und sie hatte zwei Leidenschaften. Kartenhäuser und Fischen. Eine Fischerin aus Leidenschaft. Kartenhäuser baute sie auch gerne. Viele Menschen, Freunde und Fremde, rieten ihr davon ab. Das Mädchen fand das zynisch. Was war verkehrt an Kartenhäusern? Waren sie doch so fragil. Man musste behutsam mit ihnen umgehen, es gehörte großes Geschick dazu, ein vernünftiges Kartenhaus zu bauen. Der Umgang mit Kartenhäusern galt als altbacken, als verstaubt, als nicht mehr zeitgemäß. Denn es kostete Zeit, Hingabe, man brauchte ein starkes Herz und man konnte enttäuscht werden. Das Mädchen war sehr fragil, das wussten die Fremden und Freunde. Wie die Kartenhäuser selbst. In all den Jahren, in denen das Mädchen schon Kartenhäuser baute, fielen sie immer wieder in sich zusammen. Doch sie ließ sich nicht beirren, bereute keines der kaputten Kartenhäuser. Immer und immer wieder, obwohl es jedes Mal sehr schmerzte, wenn wieder eines zerbrach.

Anfang des Jahres habe ich ein Kartenhaus gebaut. Es war ein sehr großes, schönes Kartenhaus und wenn ich es betrachtete, machte es mich stolz und glücklich. Ich habe schon Kartenhäuser gebaut, es war nicht mein erstes. Man könnte sagen, es ist meine Leidenschaft. Mein Kartenhaus war größer und schöner als die, die ich zuvor gebaut habe. Es gab mir ein Gefühl von Wärme und Sicherheit, wenn ich einen Schritt zurücktrat und es anschaute. Eines Tages passierte jedoch etwas Schlimmes. Ich war gerade dabei, weitere Karten an mein schönes Haus zu bauen. Es war schon spät, ich war müde, doch ich war im Laufe der Zeit geduldig geworden und so ließ ich mir und dem Kartenhaus viel Zeit. Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Ob ich zu müde und unachtsam geworden bin. Das Kartenhaus ist in sich zusammen gefallen, wurde mit starker Faust brutal zerschlagen. Eine kleine zynische Elfe. Die ich nun war. Und geworden bin, von dem Einsturz konnte ich mich nicht erholen. Eine große Traurigkeit schlummert seitdem in mir, brodelt zähflüssig und kochend heiß wie Lava. Das tut weh, aber es gibt nichts, was dagegen hilft. Ertragen muss ich sie, wie eine kleine zynische Elfe sie eben erträgt.

Doch eines Nachts, als das Mädchen schlief und wieder einmal schlecht träumte, erinnerte sie sich an ihre zweite Leidenschaft. Halt dich an deiner Leidenschaft fest. Musik ist ab jetzt tabu, sie wollte nur noch hinaus. Hinaus ans Wasser. Ein vertrautes Gefühl stieg in ihr auf. Halt dich an deiner Leidenschaft fest. Fort, fort aufs Wasser. Mitten in der Nacht zog sie ihr kleines, blaues Boot hinaus aufs Wasser. Sie stieß sich ab und ließ sich treiben. Begab sich auf eine Reise tief hinein ins Selbst. Im Mondschein. Alleine. Überall waren Spiegel. Sie wurden ihr vorgehalten und es tat sehr weh als sie hinab ins tiefschwarze Wasser schaute. Verzweifelt versuchte sie ihr Spiegelbild festzuhalten, doch sobald sie das Wasser berührte, verschwand ihr Spiegelbild.  

22.06.2011

Bitte Lächeln

Bestseller-Autorin Ildikó von Kürthy ist Meisterin darin, im Durchschnittlichen das Besondere zu entdecken - und den Alltag damit zum Funkeln zu bringen.

Ein sehr schönes Zitat, das ich eben zwecks Themenrecherche im Büro in einer Frauenzeitschrift gelesen habe. Ich und der Alltag, wir werden hoffentlich auch dicke, funkelnde Freunde! Und wenn ich alles so mache, wie ich mir das immer ausmale in meinen wilden Zukunftsmelodien, dann werde ich später (bald) damit auch Geld verdienen.
Übrigens habe ich heute Nacht geträumt, ich sei mit Karl-Theodor zu Guttenberg verheiratet. Ich weiß nicht wieso. Es ist ja nicht so, dass ich ständig an diesen Mann denke oder heimliche Fetischphantasien hege. Es war wirklich seltsam. Ich bin praktisch im Traum in unserem noblen, marmorierten Einfamilienhaus aufgewacht, wir haben gerade Abendbrot gegessen, ich hatte so beiges Kaschmirzeugs an und er hat mich geküsst und gesagt: Schmeckt gut, Schatz. Und ich denke noch im Traum: Oh Gott, so habe ich mir mein Leben aber nicht vorgestellt! Ich kriege kaum Luft vor erdrückender Spießigkeit und während ich einen Schluck Wein nehme und meinen gestriegelten Mann anschaue, fange ich an zu zittern, verfalle in schiere Panik. Und dann hat mein Wecker gottseidank geklingelt. Mein Leben marmoriert und mit einem Karl-Theodor? Kategorie Albtraum.

21.06.2011


Entschuldigung, ich komme eben erst vom Fotokurs aus Ottensen und möchte jetzt lieber schlafen als schreiben. Vielleicht fällt mir ja im Traum etwas Schönes für Donnerstagabend ein. Bis dahin gibt es leider nur aber immerhin wohltuende Sonnenuntergänge an der heimischen Nordsee, kiloweise Nudeln, sportliche Mädels und einen ganz großen Hund. Vielleicht weiß ich doch schon, über was ich die Tage schreiben werde. Abgesehen vom T-Mobile Kundencenter. In mir schwirrt seit heute Morgen eine vage Idee: das vergangene halbe Jahr. Meine erste Jahreshälfte. Die war äußerst turbulent und ich denke ziemlich oft darüber nach.

20.06.2011

Seekrankheit

Seit Forrest Gump wissen wir, wie es in Vietnam regnet:

One day it started raining, and it didn’t quit for four months. We been through every kind of rain there is. Little bitty stinging rain and big old fat rain. Rain that flew in sideways. And sometimes rain even seemed to come straight up from underneath.


Ihr habt sicher schon erraten, worauf ich hinaus will. Vielleicht kenne ich euch nicht, ich weiß nicht, wo ihr gerade seid und was ihr gerade macht. Ich jedenfalls sitze in meinem Hamburger Zimmer am Schreibtisch und schaue aus dem Fenster, während ich Vokabeln wiederhole. Angeblich haben Inuit 200 verschiedene Wörter für Schnee. Wie viele Wörter und Umschreibungen haben wir Hamburger für Regen?

Es schüttet, es pladdert, es nieselt, es gießt, es regnet, es schifft, es tropft, es prasselt, es schauert, es strömt, es tröpfelt, es (...)

Fürs Lernen jedenfalls ist jede Art von Regen ideal, denn es liefert die perfekte Entschuldigung dafür, nicht rausgehen zu können und etwas Schönes zu verpassen. Man kann sich mit dicken Socken und Jogginghose aufs Bett fläzen oder am Schreibtisch mit einem Pott Schietwettertee hinmümmeln und sich ganz dem Lernstoff widmen. Ab und zu mal aufschauen und danken, dass man bei dem Wetterchen nicht raus muss. Ich mag Regen jedenfalls manchmal. Und jetzt, wo ich mit meinem knappen Exkurs fertig bin, hat es auch schon wieder aufgehört.

17.06.2011

Awesomely Awesome

Paul und ich. Kennen gelernt haben wir uns letztes Jahr in London, purer Zufall. Ich hab mich im Flugzeug neben seinen Besucher gesetzt und wir beschlossen, den Tag zusammen zu verbringen und so viele Pubs wie möglich zu testen. Der relativ spontane Besuch wurde aus der Not heraus geboren, weil Paul keinen Schlafplatz in Hamburg hatte und niemanden kannte. Zauberhafte drei Tage mit einem mir fast gänzlich unbekannten Jungen aus dem Süden Englands liegen hinter mir. Das Wasserlichtkonzert in Planten un Blomen war wunderschön, bei meinem Lieblingsitaliener ließen wirs uns gut gehen, in der Pony Bar haben wir ein wenig Philosophie betrieben und anschließend an der Elbe die Nase in den Wind gehalten. Nun ja, die Fotos sprechen die Kiez-Sprache, dort waren wir selbstredend auch. Kein Abend auf dem Berg ohne vorangegangenen Photobooth. Klassiker. Es war ein Experiment, jemand fremdes bei mir aufzunehmen, und doch hat es glücklicherweise funktioniert. Und immerhin bin ich jetzt auch mit dem Türsteher von Rosis Bar befreundet und habe nun einen ganz seltsamen nasalen Englischakzent. Mind the gap. Ich verabschiede mich erneut fürs Wochenende und werde dann demnächst von meinem neuen Fetisch berichten - der Kundenberatung bei T-mobile!

16.06.2011

Tiefsinnig und trotzdem leicht

... kommentierte Alter Herr meinen letzten Post. Das fand ich besonders schön, denn es beschreibt knapp mein heimlich selbst gestecktes Ziel in diesem Blog. Ich will mir überhaupt nicht anmaßen, in irgendeiner Weise philosophisch daher zu palavern. Über die Energiewende, die FDP oder die einzig richtige Art zu leben. Dafür gibt es schließlich die wunderbaren
5-Uhr-morgens-Sonne-geht-auf-Vögel-zwitschern-letzte-Lied-läuft-noch-ein-Absacker-Party-Gespräche.

Zur Abwechslung und ausnahmsweise
mal ein Foto von mir, um zu zeigen,
dass ich nicht nur schreibe, sondern
auch äußerst sportlich bin. 
Dass ich blond sei auch im übertragenden Sinn, habe ich mir schon anhören müssen. Mittlerweile bin ich jedoch soweit, dass ich nicht mehr verzweifelt versuche, jemanden von meinem, wie ich mir zumindest einbilde, durchaus vorhandenen Intellekt überzeugen zu müssen. Man könnte sogar fast so weit gehen zu sagen: ich bin entspannt. Ich meine, ich trinke meinen Kaffee seit Neuestem schwarz, ich bin jetzt erwachsen! Und die Geschmacksnerven sind im Arsch. Ich habe gelernt, dass es teilweise vorteilhaft ist, wenn Menschen denken, ich sei naiv. Und gerade deswegen von hinten durch die Brust ins Herz gelegentlich zum Nachdenken anzuregen und meine Texte mit Sarkasmus und Ironie zu pfeffern, das macht mir Spaß.

Eine weitere, kleine Notiz am Rande, generell bezugnehmend auf Kommentare zu den Posts. Zuallererst: Vielen Dank für das Feedback! Es freut mich sehr, dass die mir teilweise unbekannte Leserschaft kommentiert, was ich hier so am Mokeln bin. Es wird Interesse gezeigt und das find ich schön und motiviert mich, aktiv zu bleiben. Ein anonymer Kommentator hat gefragt, ob das Geschriebene meiner Feder entspringe oder zusammen geklaubt sei (bezog sich auf einen speziellen Satz).  Ich schreibe meine Texte freilich selbst und so Sätze, die toll klingen, fallen mir zum Beispiel im Bus ein, ich schreibe sie in mein Notizheft und abends wird daran gearbeitet - mehr ist es nicht. Alles andere ist als Zitat kenntlich gemacht. Die Fotos, die ich als Untermalung manchmal hinzufüge, sind auch von mir geschossen und absichtlich klein gehalten. Soweit der Disclaimer oder wie das heißt. Den und so ein schickes Impressum müsste ich übrigens auch mal irgendwo hier einpflanzen...

14.06.2011

Hier Titel eingeben

Denkt er an nichts, während
er im Watt spazieren geht?
Früher habe ich mich an den Computer gesetzt und geschrieben. Wie Büroroutine. Wie Thomas Mann. Getaktet und unter Zwang, selbstauferlegtem selbstverständlich. Ab und an brauchte ich ein Glas Wein dafür und dazu. Gedanken lassen sich leider zu oft leichter über die Lippen bringen (in meinem Fall verschriftlichen), wenn sich ein leichter Rotweindusel, einem schweren Schleier gleich, bleiern über den Kopf legt. Die Finger erschweren, es sprudelt jedoch trotzdem auf die Tastatur. Finger schneller als beduselter Geist. Da steht es schon geschrieben, Geist und Finger überschlagen sich, liefern sich ein Rennen um die bessere Formulierung, sind abenteuerlustig und doch so träge, dass sie den Willen zu schreiben kaum zu bremsen vermögen. Ich gebe zu, es hat mir Spaß gemacht, aber irgendwann fühlte ich mich wie Ernest Hemingway - und das mit 20 Jahren. Also habe ich damit wieder aufgehört. Meistens jedenfalls. Gute Musik tut es mittlerweile auch und ist weit gesünder. Auf diese Zeit zurückblickend, resümiere ich hiermit: unter Zwang schreiben zu müssen, ist, wie jemandem zu sagen: Sei doch mal spontan! 

Manchmal fällt mir einfach nichts ein. Dann schreibe ich diesen Satz auf. Manchmal fällt mir einfach nichts ein. Das ist ein Dilemma für mich, schließlich bin ich hier, um zu schreiben. Wie ein Eiermann, dessen Hühner alle sterben oder wie ein Opernsänger, der eine eitrige Angina ausbrütet. Michael Knight ohne KITT oder Mila Superstar ohne Volleyball (Liste kann belieblig fortgesetzt werden). Auf meiner Unterlippe nagend schaue ich also auf meinen Satz. Manchmal fällt mir einfach nichts ein. Ich betrachte ihn, suche nach dem Sinn des Satzes. Paradoxerweise hat er keinen, denn es geht um nichts, jedenfalls manchmal. Mit dem Zeigefinger fahre ich über die krakelige Linie, die der Kugelschreiber auf dem weißen Blatt hinterlassen hat. Als ob es zu mir sprechen würde, wenn ich es nur berühre. Tut es natürlich nicht. Ich überlege weiter: Warum kann ich heute nichts berichten? Gab es nichts, worüber ich gelacht oder mich gewundert habe? Wie enttäuscht wird die geneigte Leserschaft sein, wenn sie nichts findet? Was ist, wenn mir nie wieder etwas einfällt? 
Ich liege bäuchlings (übrigens auch ein schönes Wort: bäuchlings) auf meiner rosa Tagesdecke, grübelnd, das Blatt Papier vor mir. Mit diesem einen, so schwerwiegenden Satz. Und ich denke weiter: Ist der Satz wirklich bedeutungslos? Immerhin habe ich hier und jetzt, während ich schreibe, vierzehn Zeilen mit nichts gefüllt. Und schließlich handelt es sich nicht um nichts als solches, denn wir sitzen alle an diesem Text und denken darüber nach, was ich schreibe, obwohl ich über das nichts nachdenke. Seltsam oder? Was denkt ihr, wenn ihr an nichts denkt? Ist es ein schöner, ruhiger Rückzugsort? Ist es ein weißer Nebel? Nirvana? Indes überlege ich weiter, denn ich will wirklich über etwas schreiben und nicht über nichts. Aus der vermeintlich lapidaren Aussage werden langsam arge literarische Probleme. Und doch bilden sich allmählich zarte Gedankenfäden, aus denen ich meine Geschichten spinne. Ich denke plötzlich an Macht. Großes Wort. Michel Foucault. Bestrafung. Klassen. So schnell geht das. Macht über euch. In diesem jenen Moment, wo ihr meinen Gedanken folgt, kann ich eure manipulieren. Zum Beispiel: Wir galoppieren auf weißen Pferden über eine grüne Wiese gemeinsam, sind nackt... klick klack machen die Hufe, die Sonne zwingt den Schweiß auf die Stirn, der kalte Wind verspricht gleichzeitige Abkühlung. Da ist das Bild. Worte sind Macht. Und denkt jetzt bitte nicht an einen rosa Elefanten, der aus einem braunen Wasserloch trinkt.

10.06.2011

Prinzipiell finde ich

... Lieder posten doof, aber manchmal muss man seine Ansichten über den Haufen werfen. Wer kann sich schon entscheiden? Beim Koffer packen läuft die neue Hamburger Schule. Gedanken zum nächsten Thema sind schon auf Papier gebracht und werden virtualisiert, sobald wieder Zeit und Muße dafür ist.
Ich wünsche allen entspannte Pfingsten zuhause, ich fahre lieber ans Meer und schaue mir dort die Sonnenuntergänge an. 

Ich machs mal wie die Cowboys unter uns, ich sag tschüß!




09.06.2011

An den Leser

Wenn du
dieses Gedicht liest,
bin ich nicht mehr der,
der ich war,
als ich dieses Gedicht schrieb.
Die Zeit ist ein Dieb.
Sie hat mich
mit sich hinausgezogen.

Wenn ich sagte,
ich wär's jetzt,
dann wär das gelogen.
Doch du
bist jetzt da
und liest dies Gedicht.
Verflixt nochmal,
das wusste ich nicht.

Und doch sind wir
zu dieser Stunde
durch Worte
miteinander im Bunde.
Du bist jetzt hier,
und ich bin da,
was eben noch ganz anders war.

In Worten
kannst du ein Stück mit mir gehn
und Dinge mit mir gemeinsam sehn.
Vielleicht hilft's dir auch ein kleines Stück
zu einem für dich ganz eigenen Blick.
Du spürst aus Worten,
aus Rhytmus und Klang
vielleicht meinen Atem,
vielleicht meinen Gang.

Wie ich schaue,
wie ich hingucken tu,
die Füße auch barfuß
oder immer im Schuh?

Riecht meine Nase
noch aufmerksam hin,
und was haben die Ohren im Sinn?
Hab ich nur mit Gedanken gespielt
oder mit eigenen Händen gefühlt?
Kreuz und quer
klingen Worte in meinem Gedicht,
und dann spürst du das alles
oder auch nicht.

Doch immerhin
hast du's bis hierher gelesen,
bist mir wörtlich
auf der Spur gewesen.
Bald wird es gedruckt,
kriegt ein ernstes Gesicht.

Du hast's jetzt gelesen,
und ich kenne dich nicht,
doch du mich schon etwas
durch dieses Gedicht.
das mit den Zeilen
zu Ende geht:

Das war's
mach's gut,
ich geh -
es ist spät.
                                      
                                Frederik Vahle

08.06.2011

Herr Lehmann

Eine kleine Notiz zu Anfang: Ich kann manchmal bitterböse sein, manchmal auch verbittert und verböst. Dies, geneigte Leser, bitte ich im Kopf zu behalten, nicht persönlich oder gar allzu ernst zu nehmen: Wer mich kennt, der weiß das. Wer mich nicht kennt, der weiß es jetzt.

Meinen morgendlichen milden Kaffee mit viel Milch und viel Zucker genießend, an meinem Spezialbalkon (geöffnetes Fenster) stehend, beobachte ich also das bunte Treiben auf der Straße, als auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Transporter einbiegt. Hans-Peter Klein - Sanitäranlagen. Das bringt mich zum Nachdenken.
Es gibt wohl kaum einen durchschnittlicheren Namen als Hans-Peter Klein. Vielleicht Lieschen Müller, wobei das schon fast satirisch klingt. Ich frage mich, wenn ich schon mit so einem Allerweltsnamen gesegnet bin und eine Firma eröffne, die doch auch aufgrund der Repräsentation meines Dienstwagens im Gedächtnis der Leute haften bleiben muss, wie kann ich ihr dann noch meinen nicht sonderlich, vorsichtig ausgedrückt, repräsentativen Namen geben?

Hans-Peter Klein. Scheiße, Wasser, Fliesen. Hans-Peter Klein, ein Name wie ein Donnerschlag. Kleinkarierte Gutbürgerlichkeit. Gelsenkirchener Barock. Hans-Peter Klein. Urlaub an der türkischen Riviera. Ein Fels in der Brandung mit seinem weißen Lieferwagen. Liefert sich einen Kampf gegen Windmühlen mit der Globalisierung. Nein, Hans-Peter Klein verzichtet bewusst auf modisch flotte Anglizismen. HP Klein hat sowas nich nötich, er weiß, was er kann. Wovon träumst du, Hans-Peter Klein? Du guckst zwar gerne "Die 25 größten Lebensträume mit Sonja Zietlow" auf deinem Lieblingssender RTL, aber morgen ist eh wieder Scheiße, Wasser, Fliesen.

Werner, die Russen sind da!
Ja, Herr Röhrich, ich schau gleich mal nach.

Dennoch: Die Quintessenz, das, was uns Deutschen so liebenswert macht, sind all die Hans-Peter Kleins, die das Rad am Laufen halten, die nach getaner Arbeit die Jogginghose anziehen, ihr Feierabendbier genießen und dazu ein dick geschmiertes Leberwurstbrot verputzen. Auch sonntags beim Tatort.
Und da musste ich zum ersten Mal am heutigen Tage lächeln, denn irgendwie ist das schon wieder so herrlich gemütlich und deutsch, dass man unseren Hans-Peter einfach liebhaben muss.
Völlig unprätentios, aber ganz bestimmt pünktlich, sauber und korrekt, Hans-Peter Klein eben.

07.06.2011

Rückwärts gehen

Gefühle wie Gewitterwolken
Heute ist mir etwas Seltsames passiert. 
Mein Wecker riss mich jäh aus dem Schlaf und ich bekam kaum meine Augen auf, geschweige denn meinen Geist in einen wachen Zustand. Die Luft in meinem Zimmer war schon so drückend, dass ich nicht gerade mit Begeisterung aus dem Bett sprang. Für Lüften war es schon zu spät. Vorboten eines Gewitters, das sich gen Abend donnernd und grollend über Hamburg entladen würde. Eine wohlige Dusche und ein milder Kaffee weckten dann doch meine Lebensgeister und ich verließ pünktlich das Haus. 

Da roch es auf meiner Straße wie Metuchen. Der sich langsam erwärmende Asphalt, die bleierne Luft vermischt mit dem noch feuchten Gras, ich weiß es nicht. Es roch wie Metuchen. Und auf einmal ist der Duft von Metuchen nicht nur eine langsam verblassende Erinnerung, sondern ein fehlendes Teil eines großen Ganzen.

Das Gefühl innerer Zerrissenheit ist eine Momentaufnahme des Seins und stellt dieses urplötzlich und kurzzeitig in Frage. Zerrissenheit ist dabei negativ zu verstehen und als solche ein unausweichlicher Prozess der Gefühlswelt, der ab und an heimtückisch zuschlägt und den Betroffenen unverhofft paralysiert. Das kurz aufbäumende Verlangen nach einem nicht vorhandenen Zustand. Oder anders formuliert: 

Und plötzlich hatte ich Heimweh, obwohl ich zuhause war.

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