30.08.2012

Die Tage werden kürzer, der Sommer zieht seine letzten Runden, wie ein Kranich, majestätisch, verabschiedet er sich mit ein paar warmen Tagen, die uns vergönnt sind. Und wir sollten sie nutzen, bevor die schwermütige Jahreszeit beginnt. Ein letztes Mal grillen, ein letztes Mal baden, am See liegen, die Wiesen, noch duften sie. Langsam beginnt der nebelschwadige Abschnitt des Jahres, wenn morgens die Felder im Dunst liegen, nicht mehr lange und die ersten winzigen Halme werden von Raureif bedeckt sein und Atemwolken steigen auf. Durchaus eine poetische, kuschelbedürftige Zeit, mit Keksduft und Liebesliedern, aber eine Zeit mit wenig Sonne. 

Der Sommer vergeht, an mir vorbei, und ich sitze immer noch an meiner Abschlussarbeit. Disziplin ist was mir fehlt und was mir schon immer gefehlt hat. Marn. In vielen Lebenslagen. Ich kann, wenn ich will, unglaublich ausdauernd sein, mich in eine Sache richtig gehend hineinknien und leidenschaftlich stundenlang dem frönen, was meine Aufmerksamkeit begeistert. Aber ungebliebte Dinge, Konzentration auf dieses Stückchen word-Dokument? Während die Wochen an mir vorbei ziehen, ich viele, viele schöne Dinge aufgrund meiner mangelnden Disziplin absagen musste: Abschlussfeiern in Aachen, Urlaub in Schweden, das ein oder anderen schöne Wochenende, wird mir deutlich, dass Disziplin eine der wichtigsten Tugenden ist, um entspannt und erfolgreich durch das Leben zu marschieren oder zu schlendern, je nachdem. 

Dass sie mir fehlt, nagt an mir. Ich versuche dran zu arbeiten, aber bis jetzt war ich wenig erfolgreich. Wenn ich mir eine Sache wünschen könnte, die ich an mir ändern würde. Es wäre wohl Disziplin.

Und ja, ich schreibe das, weil ich gerade ein wenig schwermütig bin, weil ich duftenden Pfefferminztee trinke und eine Banane esse, während ich hier schreibe und sitze und auf diesen verregneten Donnerstagmorgen schaue und weil ich ein bisschen verliebt bin, verliebt in Jonathan Jeremiah, diesen wunderbaren Sänger. Ist das nicht das allerbeste Frühstückslied, was man hören sollte, wenn man im weiten Hemd seines Freundes Kaffee kocht, arme Ritter mit Zimt anbrät, Zutaten für einen Obstsalat schnippelt und die Sonnenstrahlen die Nasenspitze kitzeln, während er duscht und es so wunderbar nach Aftershave riecht? Ja, ich glaube, so ein Jonathan Jeremiah Song kann das sehr gut untermalen. (Nach meinem ausgiebigen Frühstück setz ich mich wieder an mein geliebtes word Dokument, versprochen). Nur noch kurz...



Ich kann übrigens den Rest von Jonathan Jeremiahs Album "A Solitary Man" uneingeschränkt für jegliche anderen Frühstücksmomente auch empfehlen. So eine schöne Stimme, so schöne Melodien, so ein schöner Mann.

P.S.: Eben mit Oma telefoniert, um ihr von meiner neuen Wohnung zu erzählen.

Ich: Ja und jetzt fahre ich in die Schule, um meine Arbeit zu schreiben.
Oma: Ja, komm zu Pötte, du bist immer so schluderig.

25.08.2012

Gestern war Stille. Willkommener Freund in lauter Zeit.
Stille braucht es, um besser zu verstehen.
Hören, ob Herz und Seele etwas zu sagen haben.
Auch dort war Stille.
Stille wurde immer lauter, umschmeichelte Gedanken wie tiefe, blaue Ozeane.
Ohne Wellen oder Wind.

Begreif, es braucht keine Stille.
Es braucht Poesie,
verborgen nicht in Lyrik, nicht in Musik.
Poesie ist der Augenblick, das Zwinkern, das Lächeln,
Sternschnuppen und betrunkene SMS, mit der Konzentration eines Fürsten zweifingrig getippt.
Aus Liebe.
Der Ozean, das bin nicht ich.
Ein Fluss, in Bewegung,
nicht angehalten.
Nicht still.

Voller Poesie auch die Worte von Klaus Büchner

Ick köm' mit mien Trekker wohl wedder no Noordstrand
und verkoop Hans Petersen drei Tünn Sand
he secht: Kümm doch noch mit, uff'n Kööm imme Köök
do weers' du, un he secht to me: "Wat kiekst du so blöd?
Was gierst du sie so an, mook bloss keene Dingers",
und ich kiek ganz hin und wech auf diene flinken Fingers
Oh Karola, siet letzte Woch' is dat um me gescheh'n
ick heb' di inne Köök Krabbenpulen seh'n.


21.08.2012

Stundenlang sitzen und philosophieren und schweren Rotwein aus noch größeren Gläsern trinken. Dabei immer bedeutungsschwerer, intensiver und beduselter werden. Näher kommen. Und sich an Vergangenes erinnern und auf Zukünftiges freuen, Pläne schmieden und verwerfen. Auf dem feuchten Rasen liegen, Kopf an Kopf, und Sternschnuppen zählen, sich was wünschen und die Augen schließen. Später Kerzen anmachen, für die Wärme, gegen den Regen, Knie an die Brust ziehen, Decke umwickeln, weiter Rotwein trinken, die schöne Welt im Hier und Jetzt durch eine Zeitlupe betrachten. Zusammen sein. Immer noch Pläne schmieden, immer noch vertrauter werden. Weit weg träumen. Zusammen packen, Kerzen auspusten, Gläser leeren, Zähne putzen, Rausch ausschlafen und morgens erwachen und immer noch da sein. 

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