28.07.2011

Muddi, deine Tochter wird mal eine patente Hausfrau!



Ich würde nicht sagen, ich hasse backen und wenn, dann nur, weil ich es nicht kann. Ich neige dazu, jedes Rezept abzuwandeln und das klappt schlichtweg beim Backen einfach nicht. Und deswegen ist das hier selbstredend auch eine Eigenkreation, die aber augenscheinlich funktioniert hat. Zumindest ist der Guss gleichmäßig, die Füllung nicht in sich zusammen gefallen... Sie sehen vor sich: einen abgewandelten Jamie Oliver Käsekuchen (oder cooler: NYC Cheesecake) mit einer Himbeerglasur und (hier das einzige bis jetzt auffällige Manko) dem Schriftzug Zänga! Neologismus meiner Chefin, die solches stets zu schreien neigt, wenn ein Beitrag fertig geschnitten ist. Mein Fehler hierbei: Den Schriftzug habe ich gestern schon mit Liebesperlen in den noch weichen Tortenguss gedrückt und über Nacht ist es leider etwas eingesunken, sonst würde es jetzt wunderbar leuchten. Aber sei es drum. Heute mein letzter Arbeitstag, ein bisschen rührselig bin ich ja schon.

25.07.2011

Heute wieder besonders schattig

                                               Kommt im März die Sommerzeit, ist’s länger hell für Schwarzarbeit.

Ich kann meckern.
Ich kann zynisch.
Ich kann böse.
Ich kann sarkastisch.
Ich kann stänkern.
Ich kann blond und ich kann blauäugig.
Ich kann deutsch.
Ich kann mich über das Wetter aufregen.

In der Tat, diese Legitimation tritt nach einer gewissen Toleranzwartezeit in Kraft. Davor ist man vor Angriffen von Mitbürgern kaum gefeit, die einen höflich darauf hinweisen, man sei Opfer der deutschen Meckermentalität geworden. Stimmt auch, auf gut deutsch gesagt: ich gehöre dazu. Ich bin der deutschen Meckermentalität verfallen. Häufig lasse ich mich ein auf dieses garstige Spiel mit der verlockenden Schlechtwetterlaune, die kurzzeitig dieses verächtliche Überlegenheitsgefühl gegenüber gutgelaunten Mitmenschen beschert. Zu viel Sonne macht eh albern. Nach mehr als vier Wochen Dauergrau, Dauerniesel und Dauerpfützen ist nun aber endgültig Schluss mit lustig. Schluss mit: Man muss ja auch an die Landwirtschaft denken. Schluss mit: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung. Lange genug gute Miene zum bösen Spiel. Nützt ja alles nichts. Den folgenden Post widme ich: dem deutschen Jahrhundertsommer 2011.

                                                                                           Dafür hatten wir im Mai drei schöne Tage.

Wir schreiben den 24. Juli. Sonntag, ein Blick nach draußen lässt erahnen: Es sieht nach Regen aus. Besser Regen als gar kein Wetter, denke ich noch, doch ein Blick auf den Wetterbericht verrät: Kalt in Deutschland! So kalt, dass dem Messingaffen die Eier abfrieren. 14 Grad. Das würde mich im November echt freuen, aber heute ist schließlich der 24. Juli. Seit fünf Wochen ist Sommer. Ganz offiziell. Missmutig schlurfe ich zum Kleiderschrank. Nein halt, vorher schalte ich noch das Licht ein um neun Uhr morgens, weil es draußen dunkel ist. Ich muss zur Arbeit, gleich regnets. Mir fällt ein, den Regenschirm habe ich vor Monaten schon in der Uni vergessen und verloren. Da hat es nämlich auch schon geregnet. 

Egal, ob es heute regnet, denke ich, ist ja sowieso schlechtes Wetter. Ordentlich verpackt mit grüner Mütze, blauem Schal, dickem Pulli, langer Hose und Schuhen, die das ganze irgendwie komplementieren, stapfe ich zum Hugh-Greene-Weg. Es ist alles grau draußen. Der Himmel, die Leute, die Häuser und die Straßen, sogar die Tauben. Gräulich und abscheulich. Es ist der 24. Juli, nicht zum ersten Mal sehne ich mich in die südliche Hemisphäre an diesem Tag. Ich denke an den Satz, den ein kluger alter Mann einmal gesagt hat: Cremen sich die Schweine ein, wird's ein heißer Sommer sein. Pff, lieber denke ich an Spanferkel. Das ist eine Delikatesse auf Mallorca. Da scheint jetzt bestimmt die Sonne. Ein Flugzeug dröhnt über mir vorbei, fliegt bestimmt in den Süden. Neben mir flucht ein braungebrannter junger Mann, der ausversehen in eine Pfütze getreten ist, kommt bestimmt gerade aus dem Urlaub. 

Ich denke an noch einen Satz, den ein kluger alter Mann einmal gesagt hat: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich’s Wetter oder es bleibt, wie’s ist. Will eigentlich heißen: ich kann jetzt hier stundenlang so weiter ätzen und sicherlich von keinem von euch die Laune erhellen oder ich mache jetzt eine gedankliche Kehrtwendung. Hier also einige Tipps und Anregungen von mir zusammen gestellt, was man im Juli machen kann, wenn es draußen regnet (wenn draußen Scheißwetter ist): 

1. Heiße Milch mit Honig trinken. 
Was sonst total lächerlich um diese Jahreszeit aussehen würde, ist jetzt total legitim und schmeckt äußerst lecker. Also Prost!

2. Die Bücher auf dem Regal nach Farben sortieren. 
Das habe ich tatsächlich schon mal gemacht und es sah danach wirklich bescheuert aus, als ob ich mein Zimmer in einen suhrkamp edition Laden verwandeln wollte. Aber: Es beschäftigt einen für Stunden (je nach Anzahl der Bücher), man kriegt mal wieder Bücher in die Hand, von denen man gar nicht wusste, dass man sie überhaupt noch besitzt, man kann ordentlich das Regal entstauben und eventuell beginnt man in dem ein oder anderen Buch zu lesen.

3. iTunes Playlists erstellen.
Ich weiß, man könnte so langsam den Anschein bekommen, ich sei autistisch veranlagt, wenn ich hier so meine "Hobbys" preisgebe, aber das macht wirklich Spaß. Dicke Kopfhörer auf, Laptop auf den Bauch und dann geht es los. Eine für Liebeskummer, eine fürs Vorglühen, eine mit Hörspielen, eine fürn Urlaub, eine für ....

4. Putzen.

5. Badewanne. 
Ich suche eigentlich immer einen Grund, in die Badewanne zu gehen. Und da ich im Dachgeschoss wohne und über meiner Badewanne sich genau das Dachfenster befindet, macht das Baden bei Regen besonders Spaß. Wenn dann noch eine Kerze an ist und ich Tracy Chapman höre, platzt meine romantische Ader fasst vor Wonne.

Kommen wir zum Schluss. Für alle, denen das nicht gereicht hat und sich denken, das solls gewesen sein? Hier mein letztes Ass im Ärmel. Meine letzte Idee, was man bei Regen zuhause machen kann: ein Lied über Regen (und am besten über Liebe in Kombination) schreiben und sau erfolgreich damit werden. Denn es liegt auf der Hand: Songs über schlechtes Wetter (und Liebe in Kombination) gibt es wie Sand am Meer (kleiner Wermutstropfen am Rande) und sie sind durch die Bank weg alle erfolgreich, denn sie scheinen einen Puls der Zeit zu treffen. Und wenn der Puls der Zeit lediglich bedeutet, das schlechtes Wetter ist, na dann mal nichts wie ran an Stift und Papier. Bisschen rain, bisschen love, bisschen sadness und eine melancholische Melodie. Dies hat mehrere Vorteile: Erstens hat man was zu tun. Zweitens kann man auf einen Schlag sehr viel Geld verdienen und drittens damit dann in die südliche Hemisphäre fliegen. Denkt mal drüber nach. Schlussendlich eine Zusammenstellung mir spontan in den Sinn gekommener Regenhits der letzten Jahre, sozusagen der Soundtrack für dieses Schietwetter (bei Belieben einfach drauf klicken und anschauen):








Dieses Video ist so großartig, dass ich es niemandem vorenthalten möchte. Also, lehnt euch zurück, hört dem Phil Collins Verschnitt zu und lasst uns alle gemeinsam auf einen richtig heißen August hoffen. Gute Nacht, ihr Lieben.





17.07.2011

Der Geschmack von Feigentiramisu

Der Nieselregen begann als ich den ersten Schritt aus der Gebläsehalle machte. Über den roten Teppich, von zerdrückten Rosenblättern gesäumt, schlich ich mich hinaus in die kühle Nacht. Ein, zwei Schritte, meine nackten Füße berührten den Asphalt. Überall lagen Zigarettenstummel, ich musste aufpassen, wo ich hintrat. Niemand hatte bemerkt, wie ich mich davon gestohlen habe. Von Müdigkeit, Alkohol und kaputten Füßen gezeichnet. Es war kurz nach drei, kein Mensch mehr unterwegs, die Schuhe hatte ich in die Hand genommen. Die plötzliche Stille rauschte in meinen Ohren, der leichte Schmerz durch die harte Straße unter meinen Füßen tat mir gut. Langsam kam ich wieder klar - das letzte Glas zum Abschied hätte ich mir sparen sollen. Die Welt hörte sich langsam auf zu drehen, ich konnte wieder besser sehen. Erschreckend, was der Alkohol alles mit der Wahrnehmung anstellt, dachte ich. Während ich vorsichtig Schritt für Schritt Zuhause näher kam, zog ich mir langsam alle Spangen vom Kopf. Meine von Haarspray arg gezeichneten Haare entspannten sich dankbar und fielen schlaff und lustlos auf die Schultern. Eine Wohltat, waren sie doch so eng gesteckt, dass langsam pochende Kopfschmerzen einsetzten. Der immer stärker werdende Nieselregen ließ mein Make-Up verschmieren, vor Kälte fing ich an zu zittern. Nur noch zwei Straßen. 
Schön, wieder zuhause zu sein. Der Weg ist so vertraut, man kennt fast jeden Hausbesitzer, alles so friedlich, still und sauber. Keine Autos rasen nachts am Fenster vorbei, lassen mich unruhig schlafen. Schade, dass ich nicht immer hier sein kann, mit den Annehmlichkeiten der Großstadt, dachte ich wehmütig und ein wenig melancholisch. Es ist ein anderes Feiern, mit seinen besten Freunden, den Menschen, denen man alles anvertrauen kann, denen man nicht mehr erklären muss, warum man jetzt nach Hause geht, alleine und lieber zu Fuß. Um die Welt um sich herum zu spüren und Zeit zum Nachdenken zu haben. Es ist ein anderes Feiern, wenn alle sich herausgeputzt haben für den wichtigsten Tag im Leben zweier Menschen. Der süße Alkohol. Seltsam, was für Gedanken einem im Suff kommen. Wieso wird man eher traurig als glücklich, wenn man trinkt? Wieso denkt man eher über die Vergangenheit nach als über die Zukunft? Wieso will man ab einem bestimmten Pegel lieber für sich allein sein als den Rausch mit seinen besten zu genießen? 
Man munkelt, das Leben sei nicht so einfach, so viele Entscheidungen sind zu fällen. Gerade jetzt, mit Anfang 20. Links oder rechts den Weg einschlagen? Drama, Baby. Sehr intensive und tolle Gespräche gehabt an dem Abend. Mit Menschen, die die Weisheit schon 40 Jahre länger löffeln als ich. Menschen, die schon Entscheidungen getroffen haben, die Familie haben, die erfolgreich sind und ihren Lebensweg als "alles richtig gemacht" quittieren. Werde ich in 40 Jahren auch so reden können, voller Stolz? Ich hoffe es. Ganz in Gedanken bemerkte ich erst gar nicht, wie mir eine getigerte Katze mit einigem Abstand folgte, sie störte mich nicht weiter. Wenigstens ein bisschen Begleitung auf dem langen Fußmarsch. Wenn man doch nur in die Zukunft schauen könnte.
Die Hauptstraße war hell beleuchtet, der Fußweg gut zu erkennen, doch die Seitenstraßen waren dunkel und so tastete ich mich Richtung Bett. Unter Schmerzen, denn einige Stellen waren mit Rollsplit ausgelegt. Aber ich hielt es aus, besser als die Schuhe wieder anzuziehen war es allemal. Alkohol stumpft ab, so auch das Schmerzempfinden, stellte ich dankbar fest. Während meines nächtlichen Spaziergangs dachte ich noch einmal über den schönen Abend nach: Letztlich sucht man doch denjenigen, den man im Leben nie wieder missen möchte. Dessen Vater zu mir sagt: schön, dich in der Familie willkommen zu heißen. Das ist doch der Sinn, wahrscheinlich. Das ist nicht kitschig, das ist schön. Was im Leben zählt, einzig wahrscheinlich. Nicht nur Liebe, unsere Mitmenschen sind es. Füreinander da sein und miteinander erleben. Erleichtert und erfrischt vom kalten Niesel, zog ich meinen Schlüssel aus der Tasche, ich stand vor unserem Haus. Schloss meine Haustür auf, schlich mich nach oben. Hochzeiten sind etwas ambivalentes. Einerseits die große Freude für und mit dem Brautpaar, etliche Gäste feiern, dass sich zwei gefunden haben, es sind die alten Gesellschaftswerte, auf die angestoßen wird. Haus, Baum, Sohn. So soll es sein. Doch gibt es auch die Momente, in denen man am Tisch sitzt, an seinem Glas nippt und all die Paare sieht, die sich an diesem Tag noch ein wenig verliebter anschauen, ihre Blicke sagen: das will ich auch mit dir. Und man weiß,  wahrscheinlich werden einige es nicht bis dahin schaffen. Wir verändern uns. Wollen die alten Werte, entfernen uns davon aber fast unvereinbar mit dem modernen Lebensstil, der Gleichberechtigung, dem Drang nach Erfolg. Die Ehe ein nicht mehr zu vereinbarendes Auslaufmodell? Ich hoffe nicht.
Ich öffnete noch auf dem Weg ins Bad mein Kleid, ließ es geräuschlos fallen, wusch mir das Gesicht, verzichtete besserwissend auf einen letzten Blick in den Spiegel und fiel danach völlig erschöpft ins Bett. Da bemerkte ich erst, wie meine Füße vor Überanstrengung pochten. Wir wünschen uns alle, unseren Weg zu finden, maximal viel von der Welt zu sehen, maximal viel zu erleben, maximal erfolgreich zu sein und aus der Summe dieser Erlebnisse maximal glücklich zu werden. Freiheit vor Zweisamkeit, lieber alleine alles entscheiden, statt überhaupt ein Kompromiss zugunsten der Liebe einzugehen. Doch letztlich wünschen wir uns trotz allem eine Familie, jemanden, der uns bedingungslos achtet, liebt und an unserer Seite steht, mit dem wir all das teilen können, denn so sind wir nun einmal. Das letzte, was ich an dem Abend hörte, war das leise Prasseln des Regens auf das Dach. Mit dem Fenster weit geöffnet, kurz vor der Dämmerung, schlief ich ein und begann wahrscheinlich fürchterlich laut zu schnarchen.

11.07.2011

Wooza!

Fein sah ich noch vor einer halben Stunde aus. Ich kam also eben gerade von meiner letzten Spanischstunde nach Hause, habe die Klausur bestens bestanden (jippie), habe leckeres Abendbrot gegessen und es mir schon mal gemütlich gemacht (mit Kerze, Tee und dem ganzen Scheiß, wobei ich die Kerze gleich wieder ausgepustet habe, weil es bei den Temperaturen schier bescheuert ist, die Dachgeschosswohnung zusätzlich zu heizen... die Gemütlichkeit ist wohl einfach mit mir durchgegangen). Jedenfalls habe ich daraufhin eher aus Langeweile meine bisher gesammelten Leistungspunkte zusammen gezählt und mit Erstaunen festgestellt, dass ich schon weit über das Soll hinaus geschossen bin. Das ist nicht nur übereifrig und ein bisschen doof, sondern bedeutet gleichzeitig, dass ich die Hausarbeit, die ich diese Woche eigentlich schreiben wollte, nicht schreiben werde, weil ich es nicht muss (...). Ich war also dementsprechend glücklich, zufrieden und satt (siehe die schweinchenrosa Plusterbäckchen). Bei genauerer Betrachtung meiner eingetragenen Leistungspunkte im von uns Studenten so heißgeliebten Stine (Achtung, Ironie!) musste ich allerdings feststellen, dass einiges sehr falsch (sofern es das überhaupt gibt) eingetragen wurde. Mit kurzem Herzaussetzer habe ich weiter festgestellt, dass entsprechende Kurse bei jener Professorin absolviert wurden, die dieses Wintersemester zu Forschungszwecken nach Bordeaux geht. Also habe ich fix an die zuständige Dame aus der Verwaltung der Geisteswissenschaften geschrieben, sie auf die Fehler aufmerksam gemacht und gebeten, diese schnellstmöglich zu ändern.
"Ihre" automatisierte Antwort nach 1,5 Sekunden:


So! Also erstens: Verwaltungsapparate und dann auch noch von der Universität, an die ich viel Geld abdrücke, mag ich gar nicht! Zu Recht! Das merke ich immer wieder! Sollen sie halt von meinen Studiengebühren mehr Leute einstellen! Ich bin ein wenig ungehalten gerade! Deswegen verleihe ich hier auch jedem Satz mit einem ! Ausdruck! Man ey! Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich keine Antwort bekomme! Oder mich an den Falschen gewendet habe! Sonst würde ich ja gerade nicht so ausflippen! Ich sehe meinen entspannten Dienstag dahinschmelzen! Weil ich in der Uni wie eine Irre herumrennen werde, um einen Ansprechpartner, der nicht wegrationalisiert wurde, anzutreffen, der auch noch für mich zuständig ist und gleichzeitig auch noch eine passende Antwort hat, ohne dass mir irgendwelche Bescheinigungen fehlen, die ein Dozent ausfüllen muss, der vor zwei Jahren in Rente gegangen ist! Ich spreche aus Erfahrung! Ich bin jetzt jedenfalls relativ sauer und sehe dementsprechend nun so aus! Toll! Das wollte ich nur mal kundtun! Vorsicht vor Verwaltungen! (Nichts für ungut, Muttern!) Danke Stine, du Sau! (Ich bin mir übrigens durchaus bewusst, dass dieser Beitrag qualitativ nicht zu den besseren gehört, aber das macht mir gerade mal nichts - ich habe ja jetzt ungeahnt doch abends wieder Zeit vielleicht über  blümerantere Dinge zu berichten, die das Herz erweitern und nicht erzürnen). Also denn, gute Nacht! Und schlaft schön!

10.07.2011

Noche mal meene zwö Ottnungswäschter (oder: was ich beim Bragtigüm so mache)

Sonntag, 18 Uhr. Tag 5 mit meinen beiden Ottnungswiedrischgeits-Schnüffelnasen, respektive Baragraphen-Fanatikern (äh, Liebhabern). Mittwoch durfte ich mich durch vier Stunden sächsische LKW Kontrolle kämpfen (ich berichtete). Alle Gespräche, wichtige O-Töne und Bilder habe ich herausgeschrieben und mir schon vorab grob überlegt, wie man daraus einen halbstündigen Beitrag schneiden und in welcher Reihenfolge die Kontrollen ablaufen könnten (Spannungsbogen und so). Das nennt sich Sichtung. Da man dies leider nicht in Echtzeit erledigen kann, saß ich von neun Uhr morgens bis ein Uhr nachts dabei und bin anschließend wie Gollum ins Bett gekrochen. Donnerstag saß ich ab acht Uhr im Büro und habe aus den vier Stunden Rohmaterial eine Stunde Schnittmaterial mit unserem Cutter zusammen geschnitten. Das nennt man Vorschnitt. Dieser dient dazu, dass der Hauptschnitt anschließend schneller geht und alles unwichtige bereits entfernt wird (blabla). Wir waren damit gottseidank um sieben Uhr (abends) fertig. Freitag habe ich mir nochmal die Sichtliste von Mittwoch genommen, das vier stündige Rohmaterial mit Timecodes stichwortartig aufgeschrieben (sprich was zu sehen ist und worum es in den Gesprächen geht). Das nennt man vom Rohmaterial die Herkunftsnachweise erstellen. Für meine fünf Tapes a 40 Minuten sind das, sagen wir, eine Menge Seiten zu schreiben. Währenddessen haben Cutter und Chefin den Finalschnitt gemacht, also auf 30 Minuten Fernsehbeitrag heruntergekürzt. Da das aber bis zehn Uhr abends gedauert hat, bin ich Samstag Mittag nochmal zur Arbeit gefahren und habe den fertigen Beitrag abgeholt. Jetzt sitze ich also hier, schaue mir den Beitrag an und transkribiere die O-Töne und erstelle eine Pixelliste. Jep, so ein kleiner Fernsehbeitrag für eine Sendung, die die meisten von uns wohl mit einem verächtlichen Huster quittieren, kostet echt eine Menge Zeit und Energie. Es soll aber nicht um Mitleidshascherei ob der langen Arbeitszeiten gehen, (nein, nein, TV-Produktion macht echt sau viel Spaß und wenn die Kontrolle in zwei Wochen im Fennsähn läuft, werde ich zuschauen und stolz sein und grinsen, weil ich ihn mitproduziert habe, so!) sondern:

Ich wollte einfach nur kurz zeigen:
- warum ich die ganze Zeit laut lachen muss, während ich hier arbeite
- dass Dialägt irjennwie guhl is
- und warum es so schwer ist, den beiden zuzuhören und ihre Worte gleichzeitig auf Hochdeutsch mitzutippen (das Foto zeigt übrigens einen Screenshot von der O-Ton-Liste)



:) Schönen Sonntag euch noch, ihr Lieben!

09.07.2011

700 Oliven

Und dann gibt es diese Momente, die mich sprachlos zurücklassen. Dass ich davon heute gleich zwei hintereinander erleben würde, ist auf jeden Fall einen kurzen Eintrag wert und Zeichen dafür, dass ich endlich wieder mehr rausgehen sollte, um solche wunderbaren Geschichten auch erleben zu können: Meine Mitbewohnerin und ich schlenderten Richtung Tapas Bar in Ottensen. An einer Kreuzung überkam mich ein altbekanntes Gefühl: Irritation und Orientierungslosigkeit. Wir gingen zur nächstgelegenen Bar auf zwei Männer mittleren Alters zu, um nach dem Weg zu fragen. 

1. Gespräch
Lisa: Entschuldigung, in welcher Richtung ist nochmal das Zeise Kino?
Mann: In meiner Hose ist gerade Zeise Kino. 

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es sich bei meinem Gesprächspartner nicht um irgendeinen jugendlichen Proleten handelte, sondern um einen, ich schätze mal, Familienvater, der sich mit seinem Kumpel noch auf ein Weißbier getroffen hat. Ich bin selten sprachlos, aber das war wirklich die letzte Antwort, mit der ich gerechnet hätte. Meine Mitbewohnerin und sein Kumpel lagen jedenfalls am Boden. 
Letztlich sind wir dann intuitiv doch in die falsche Straße eingebogen und haben nach einigen Umwegen noch zu der Tapas Bar gefunden, die, da lag ich mit meiner Annahme schon richtig, in der Nähe der Zeise Hallen gelegen ist. Nach etlichen, köstlichen Oliven, knusprigem Weißbrot und mildem Ziegenkäsesalat hat mein Magen immer noch nach mehr verlangt. Also tat ich ihm den Gefallen und suchte auf dem Rückweg nach einer Eisdiele.  

2. Gespräch
Lisa: Hallo! Welche Sorte ist das denn da hinten?
Ich zeige auf eine gelbliche Eismasse, in der das Schild "Neuheit" steckt.
Verkäufer: Das ist unsere neueste Sorte. Lemonbiscuit. Wollen Sie mal probieren?
Lisa: Ja, gerne.
Ich stecke mir den angebotenen Löffel in den Mund.
Lisa: Schmeckt sehr lecker!
Kurze Pause, ich sondiere nochmal das übrige Angebot und überlege.
Verkäufer: Und wenn Sie jetzt auch noch erraten, welcher Geschmack das genau ist, bekommen Sie eine Kugel geschenkt.
Kurze Pause, ich gucke ihn irritiert an und überlege, ob er das gerade wirklich ernst meint. Ein Versuch ist es wert, denke ich.
Lisa: Hm, schmeckt irgendwie... nach Limone.
Verkäufer: Ja... schon mal sehr gut... noch was anderes vielleicht?
Lisa Hm... und irgendwie nach... Keks!
Verkäufer: Wow! Das schaffen echt nur wenige!  
Er formt eine große Kugel Lemonbiscuit, tut sie in die Waffel und schenkt mir das Eis.

Schweigend gingen meine Mitbewohnerin und ich zum Bus, ich schleckte andächtig an meinem Gratiseis.


Es ist Freitag und schon spät. Jetzt liege ich entspannt auf meinem Bett. Keine Musik, kein Fernseher und sowieso kein Chatprogramm. Das erste Mal seit langer Zeit, seit zwei Monaten genau, konnten wir wieder zusammen am Stadtleben teilnehmen und in Ruhe miteinander reden. Seit zwei Monaten hatte sie wahnsinnig viel gelernt und ich hatte mich zeitgleich in wahnsinnig viel Arbeit gestürzt. Obwohl wir zusammen leben, haben wir uns so gut wie gar nicht gesehen und nicht einmal Zeit gehabt, einen Kaffe zusammen zu trinken. Heute ist der erste Tag der Woche, an dem ich keinen Termin mehr wahrnehmen und der erste Freitag seit Wochen, an dem ich keinen Koffer packen musste. Soweit alles erledigt, ich muss für heute nicht mehr auf die Uhr schauen, mich nicht mehr konzentrieren und an nichts relevantes mehr denken. Eine kostbare Wohltat, die man erst zu schätzen weiß, sobald man in all der Hektik kurz Zeit zum Durchatmen hat. Vielleicht schaue ich gleich noch einen Film an, vielleicht höre ich Musik, lese mein Buch oder die Zeitung. Oder ich gehe schlafen ohne dass der Wecker morgen früh alles versaut. Diese Auswahl an Entspannung und Genuss ist toll und Männer, die mir den Tag versüßen, wie meine beiden Bekanntschaften eben, auch.

06.07.2011

"Zweeje un drübn viere, des mocht sechse"

Seid heude morgn um neune bin ich vonne sächsische Bölizistn umjäbn. Die führn eine LGW-Gondrolle uff de Odobahn dursch un ich bin noch lange nich ferdisch mit dehne, wärds vor eense wohrscheinlich och nich seen. Soweid isses schon, doss ma sich vom Bragtigüm die Orbeit mit noch Hause nimm. Ober wänigstens gann ich in  Tschögginghöse orbeiten mit nor odentlischen Dasse Brüje danöbn - für mehr is lejder mömentan keene Zeid. Ich mache nämlisch gorade n Bragtigüm in nor DV-Brödügtiönsförma, mia brödüziern Fülme fürs Fennsähn. Min saubres Höchdeutsch scheint sich im Lofe de Stundn och janz schön veränderd zu habe un mia abhande gegomme zu seen - Dhema Linöliümimidat. Das meen ich joa nich göhässich öda sö,  habe doch meene zweej Ottnungswäschter scho ins Härz jeschlossn un schließlich wärdn mia joa heude Nocht och nochn boa schöne Stundn midnander verbringe. Ich muss jo die Däpes sichtn un die janzn Ö-Döne rausschreibe. Bin alsö dämendsprechen sehr einjebundn (n Dag prö Wöche Üni, droi Dage Bragtigüm ün een Dag Nebntschob - sö viel züm Dhema Briöridätn, mia habns jo nich leijscht als Stüdendn). Söbald ich wieda n normahln Dagesrhüthmus hobe un wieda normal spräschn gann, wirds hier wieda edwas bunda zujehn. Ün diesm Sünne, machenses gud für heude un bassense des näschte Mol uff, wennse eene Ottnungswiedrischgeit bejehn!
Un ollseids gude Fohrt, Grafdfohrer!



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