26.12.2011

Siebenschön Novelle

Ganz ruhig liege ich da, auf meinem Bett, Beine ausgestreckt, Arme ruhen neben dem Körper. 
Ich bin so winzig.
Ich starre zur Decke, keine Musik, keine Geräusche, ich höre die Stille. 
Ich höre meinen Atem.
Ich liege und ich bin 23, ich bin und ich liege und ich atme und ich lebe und jeden Tag ein bisschen weiter.
Die Zeit verstreicht, ich werde älter, ich gehe meinen Weg, er ist noch unberührt.
Wie Schnee und keine Fußstapfen.
Ich lebe und ich lerne, jeden Tag neues, jeden Tag bewusste Entscheidungen, so viele Für und Wider, so viel rechts, statt links, links statt rechts, aber immer voran, nie zurück.
Gedankliche Ketten jeden Tag sprengen, jeden Tag wachsen, jeden Tag altern.
Ich liege auf meinem Bett und atme und starre und denke.
Ich denke, also bin ich. Man ist, was man isst, denke ich.
Ich werde immer älter, ich werde immer besser, kein Schritt zurück, nur nach vorne, immer weiter.
Immer besser.
Warten ist keine Option, zurückschauen auch nicht, vorwärts, Marsch Marsch.
Ich denke, ich sehe Zukunft, ich sehe keine Zukunft, ich habe Angst.
Du musst lächeln, das Leben ist schön. 
Abnabeln und selber machen, reifer werden, Entscheidungen treffen, erfolgreich sein.
Der Druck ist groß, doch wo kommt er her.
Frei zu sein ist der größte Druck, denke ich, denn niemand hindert einen alles zu tun.
Alles und wiederum nichts, Freiheit lähmt.
Wo ist der Wegweiser, ich bin der Wegweiser, ich bin doch orientierungslos.
Ich liege und atme und denke und starre und überlege und wieder.
Ich möchte ans Meer, ich möchte drauf schauen und nichts sehen, nur Wasser.
Dort möchte ich sitzen und alles spüren, die Welt und mich und ich möchte denken und starren und atmen.
Ich möchte fühlen und lachen und weinen und alles auf einmal, ich möchte feiern, ich möchte tanzen, ich möchte mich fühlen.
Ich möchte Musik hören, ich möchte sie spüren und hineinkriechen und liegen und denken und immer besser werden.
Und es wird hell und ich wache auf und ich liege am Meer und bin ganz allein und schaue aufs Wasser, ich bin ganz allein, die Wolken ziehen eilig davon, der Wind zerzaust meine Haare, er braust auf und ich atme ein und schmecke die salzige Luft auf meinen Lippen.
Ich schaue auf meine Hände, mein Leben zeichnet langsam zarte Linien hinein.
Ich bin 23 Jahre alt. Erst. Schon.
Zeit wird vergehen und ich werde nicht mehr orientierungslos umherirren. 
Ich vergesse nicht.
Und ich kehre zurück, zu meinem Weg, zu meinen Wurzeln, zu meinen Idealen und ich werde mich erinnern und ich werde nichts vergessen und ich schaue noch einmal auf meine Hände und zurück zum wunderschönen, einsamen, endlosen Meer.

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