14.03.2012

Mit 23 hat man noch Träume, Part 1

Ich finde ja persönlich, 24 ist ein Alter, da kann man sich ruhigen Gewissens noch als quasi Jugendliche bezeichnen. 25 ist schon ein Vierteljahrhundert, 24 nicht. Es folgen vorerst 12 extrem wichtige Fakten aus meinem bescheidenen Leben. 

1. Mit 18 Jahren wurde mir eine Krampfader aus der Wade gezogen, seitdem fühle ich mich alt. Ich durfte sie danach in einer Spritze mit nach Hause nehmen und habe sie noch eine Weile aufbewahrt.

2. Meine Oma hat fast geweint, als sie gehört hat, dass ich Lisa heiße. Ihre beste Freundin damals hieß Lisa, ergo war das ein Name für alte Frauen. Deswegen fühle ich mich wie eine alte Frau.

3. Ich habe mir noch nie etwas gebrochen. Dafür habe ich ziemlich viele Narben: Im Alter von drei Jahren habe ich mir selbst einen Pflasterstein auf den Zeh geschmissen. Ein paar Jahre später bin ich beim Spielen am Strand auf eine Muschel gefallen, die dann in meinem Schienbein gesteckt hat. Bei meiner Oma bin ich die Steintreppe heruntergefallen und auf dem Briefkasten mit dem Kopf gelandet. Zu der Zeit, als Kickboards der letzte Shit waren, bin ich auf dem Weg zur Schule in einem kleinen Schlagloch mit dem Vorderrad hängen geblieben und über den Lenker auf mein eh schon enormes Kinn gestürzt. 

4. Zwei Mal habe ich fast meine Schwester umgebracht. Das erste Mal, ich muss vier, sie eins gewesen sein, habe ich (mit Absicht) das Treppengitter aufgelassen und sie ist die Treppe heruntergestürzt. Das andere Mal, sie war drei, ich sieben, habe ich sie auf die Wickelkommode gesetzt und bin in mein Zimmer spielen gegangen. Sie ist heruntergefallen und mit dem Kopf auf die Marmorplatte geschlagen. Der Hinterkopf wurde ohne Betäubung genäht.

5. Ich stand in den USA vor Gericht und habe auf schuldig plädiert (weil ich knapp 45 km/h auf dem Highway zu schnell gefahren bin).

6. Ich lag in den USA fünf Tage im Krankenhaus. Dabei wurde ich im Rollstuhl zu den Untersuchungen gefahren, nahm fünf Kilogramm ab und bekam knapp sieben Liter Salzlösung in den linken Arm und zwei Ampullen Antibiotikum in den rechten Arm gespritzt, von denen ich auf eins mit einem allergischen Schock reagierte, worauf ich hyperventilierte und dadurch einen Sauerstoffmangel erlitt. Eine Krankenschwester fragte mich, ob ich mein Testament schon gemacht habe. Ich war ganz allein. Die Rechnung später: 12.600 Dollar. Es war ein Novo-Virus.

7. Ich war mal als einzige Frau mit sieben Männern im Urlaub. 

8. Eine Zeit lang habe ich als Muse für einen 85-jährigen kolumbianischen Maler gearbeitet. Er sprach kaum deutsch, ich kaum spanisch und er wollte immer, dass ich mich ausziehe und hat dabei gesagt: I gucke son nich auf deine mussi. Ich mochte ihn trotzdem, er hieß Guillermo.

9. In der Grundschule war ich rebellisch. Den Deutschunterricht habe ich oft geschwänzt, bin auf den Friedhof gegangen und habe heimlich trauernde Leute beobachtet. Irgendwann im Religionsunterricht habe ich mich geweigert, meine Hausaufgaben zu machen, weil wir immer nur Comics von Jesus zuhause ausmalen sollten. Ich habe gesagt: Herr Steinmann, das mache ich nicht, das ist unter meinem Niveau. Deswegen habe ich auf dem Zeugnis eine Note schlechter bekommen. Meinen ersten Tadel und einen Eintrag im Zeugnis bekam ich in der fünften Klasse, weil ich keine Mathe Hausaufgaben machte und meine Lehrerin sagte zu mir: Lisa, das einzige, wozu du gut bist, ist das Klassenbuch wegzubringen. Seitdem hat mein Selbstwertgefühl einen Knacks. Die ganze sechste Klasse musste ich als einzige an einem Einzeltisch vor unserer Klassenlehrerin sitzen, weil ich immer für Unruhe gesorgt habe. Als Frau Wegner dies veranlasste, habe ich geweint und sie sagte zu der Klasse: Egal, lasst sie weinen, das hat sie verdient. 

10. Ich habe mal einen fast 20-seitigen Liebesbrief geschrieben. 

11. Ich habe einen Spice-Girls-Fanclub gegründet und war das einzige Mitglied.

12. Der erste Junge, der in mich verliebt war, hieß Christian und hatte ADHS als es das noch gar nicht gab. Er hat für mich immer Diddl Bilder gemalt, obwohl ich gar kein Diddl mochte, hat mir Liebesbriefe auf Diddlpostkarten geschrieben und mich auf den Mund geküsst. Vor zwei Jahren habe ich ihn auf Facebook entdeckt und gesehen, dass er mit Sebastian in einer Beziehung ist.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zuerst dachte ich, dies sei einer dieser Artikel, die ich nicht zu Ende lesen werde, da mich nach dem zweiten Absatz die Motivation verlässt. Dem war nicht so. Und ich wurde gut unterhalten.
Sicherlich hat jeder eine Handvollsolcher Geschichten zu erzählen, aber behält sie entweder für sich oder sie verklingen im Gewusel einer Kneipennacht und haben vieleicht das Glück irgendwann erneut erzählt zu werden. Die Geschichten still festzualten finde ich eine tolle Idee. Mir gefällt die Idee sogar so gut, dass ich die Liste mit einigen meiner Geschichten erwweitern möchte. Allerdings beschränke ich mich hierbei auf welche, bei denen ich noch gut davon gekommen bin.

Als Fahranfänger bin ich einem Frontalzusammenstoß wegen eines Überhlvorgangs knapp entgangen. Ein Mal durch Runterschalten und Vollgas, ein anderes Mal durch Vollbremsung und wieder einscheren.

Ich war mal 37 Stunden am Stück wach, als ich für ein Musicalwochenende quer durch Deutschland fuhr. Als wir Aufenthalt beim Umsteigen hatten und meine damalige Freundin versuchte mich zu wecken, hätte ich ihr fast ins Gesicht geboxt. Nachdem ich wieder daheim war schlief ich 14 Stunden durch.

Auf dem Spielplatz rutschte ich ein Mal vom Dach eines Spielhauses. Da es auf der Seite mit der Rutsche geschah war der freie Fall nur einen Meter tief und ich rutschte den Rest bis zum Boden.

Auf Disco habe ich den Kopf aus Interesse in einen Subwoofer, der in der Wand verbnaut war gesteckt. Ein Freund Zerrte mich da raus. Kurz darauf flatterte mein T-Shirt von der Druckwelle.

Auf dem Weg zur Schule bin ich auf dem Feldweg zum Schulbus von einem Schäferhund angefallen worden. Es war Winter, noch stockduster, der Spaziergänger hatte den Hund an einer 6 Meter langen Leine und der Acker auf den ich auswich war unwegsam und gefroren. Ich kam mit dem Schrecken und einer Prellung am Arm davon.

Ich bin ein mal beim Klettern und Naschen im Kirschbaum vom Ast abgerutscht und wie ein Pinball zwischen den Ästen runtergefallen.
Ich holte mir ein paar blaue Flecken.

Von einem Freund ließ ich mich ein mal ziemlich schnell mit dem Rad die Hauptstraße im Dorf entlang ziehen, während ich auf Inline-Skate stand. Ein Bolzen löste sich, ich verlor das vordere Rad am linken Stiefel und das Gleichgewicht. Während ich, gefühlt in Zeitlupe, nach dem Sturz über den Boden rollte fuhr ein Auto im Gegenverkehr 30 cm an meinem Kopf vorbei. Mit aufgeschlagenem Knie musste ich einen Kilometer nach Hause humpeln.

Bei einer Wanderung an einem sonnigen Tag in Schottland wurde ich von einem Wetterumschwung überrascht und stand bei Windstärke 9 und Regen auf dem Gipfel eines Berges hinter einem Denkmal, um nicht weggeweht zu werden. Ein Auto, das zufällig vorbei kam nahm mich mit zum nächsten Ort.

Lisa hat gesagt…

Oh wow, ich weiß zwar nicht, wer du bist, aber danke für deine Mühe, unbekannterweise! Die Geschichte mit dem Schäferhund finde ich am schlimmsten (war zu erwarten)!

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