29.10.2012

Hi Darling

Manchmal fragt man sich: Warum hab ich das getan? Nicht auf die bereuende Art und Weise wie: Oh nein, warum habe ich das getan? Sondern einfach: Warum habe ich mich dafür entschieden? Warum bin ich jetzt in Braunschweig und nicht mehr in Hamburg oder in Berlin, Köln, München oder Freiburg. Warum Braunschweig? Die Frage lässt sich nicht in ein paar kurzen Sätzen beantworten oder niederschreiben. Aber ich versuche es mal so: Es ist ein Gefühl und es ist ein Satz, der hilft zu verstehen. Der Satz lautet: Ich bin hier, weil ich hier sein möchte. Das klingt zunächst simpel. Aber denken wir einmal darüber nach: Ich bin hier, weil ich hier sein möchte. Dieser Satz muss gar nicht auf einen Ort beschränkt sein. Man kann ihn erweitern oder gedanklich mit seinen eigenen Inhalten füllen.

Ich studiere, weil ich lernen möchte.
Ich fotografiere, weil es mir Spaß macht.
Ich arbeite hier, weil ich mich für den Beruf entschieden habe.
Ich verbringe Zeit mit ihr/ihm, weil ich mich dabei wohl fühle.
Ich koche, weil ich Essen liebe.
usw.

Der Satz hilft vor allem in Situationen, sie besser zu meistern. So zum Beispiel am Ende meiner Bachelorarbeit, wo nicht nur sie, sondern auch ich am Ende war, habe ich mir irgendwann gesagt: Ich bin hier, weil ich hier sein möchte. Ich habe Volkskunde studiert und wusste, am dicken Ende wartet die Abschlussarbeit. Take it or leave it. Das ist nun mal so. 

Ich wohne jetzt seit ungefähr drei Wochen hier. Meine Wohnung ist wunderschön und es gibt nur noch zwei Kleinigkeiten, die mir zur Zeit fehlen: Ein vernünftiges, schönes Holzrollo und eine meinetwegen unvernünftige, ebenso schöne Deckenlampe. Bei erstem weiß ich, was ich will, bei zweitem tue ich mich in der richtigen Auswahl etwas schwer. Es könnte jedoch gut möglich sein, dass daraus ein weiteres DIY Projekt wird (Projekt Kronleuchter). Ja. Meine Straße jedenfalls ist cool. An dem einen Ende befindet sich mein neues Stammhallenbad, dass den Charme einer siebziger Jahre Ranzbude ausstrahlt, aber durchaus sehr attraktive Väter mit ihren Söhnen beherbergt (mittlerweile schaue ich ja eher den Vätern hinterher und da war heute einer.. man oh man, ich wäre ausversehen fast gegen den Beckenrand geschwommen). Bei mir gegenüber gibt es die bestimmt sehr schöne Alkoholikerkneipe Alt Bremen, nebenan einen tollen Kiosk, der am Wochenende bis zwei Uhr geöffnet ist und bei dem es auch selbstgemachtes türkisches Essen gibt (muss ich nächste Woche unbedingt mal ausprobieren). Ferner gibt es hier eine Yoga-Schule, eine Dönerbude, einen hippen Friseur, einen Blumenladen, einen Croque Imbiss und eine Tanzschule, die noch weniger Charme versprüht als unser aller Elend damals in Peine mit 14. Und am anderen Ende der Straße beginnt der Botanische Garten und die Oker plätschert vor sich hin. Kurzum: Es ist schön hier. Und jetzt bin ich müde und habe plötzlich keine Lust mehr zu schreiben und gehe lieber schlafen. Werde das morgen noch etwas genauer ausführen. Bis dahin, schlaft gut. Over and out.

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