20.06.2013

about Soulwork.






























Ich habe die Redaktion gewechselt. Meine redaktionelle Tätigkeit unterscheidet sich immens von der Arbeit in der Lokalredaktion. Ich kann mir die Zeit besser einteilen, kann vorarbeiten, kreativ ganze Seiten gestalten, es ist lässig. So viel zum Thema Arbeitschmarbeit.

Viel wichtiger jedoch ist das, was anschließend unweigerlich und täglich folgt: Der Feierabend. Und gestern, endlich, nach langer Zeit, hatte ich einen Feierabend, wie ich ihn mir öfter wünschen würde. Ich hatte keine Termine, keine Verabredungen. Nach einer laukalten Dusche und luftigem Klamottenwechsel habe ich mich nach Ewigkeiten mal wieder aufs Sofa gehauen und bin einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nachgegangen: Zu Tisch in... auf youtube geschaut, folgenweise. Zu Tisch in ist eine meiner absoluten Lieblingsreportagen von arte. Halbstündige Besuche von Familien in verschiedenen Ländern, die kochen und etwas aus ihrem Alltag erzählen. Herr-lich. Ich liebe es. So verging der Abend, irgendwann packte ich ein paar Bierchen ins Gefrierfach und schaute weitere Folgen ohne Zeitdruck und ganz stupide. Herrlichst. Istanbul, Albanien, Serbien, Dänemark und Makedonien habe ich mir reingezogen und mich augenblicklich zurück nach Kreta gesehnt (die Folge ist übrigens auch sehr zu empfehlen, war doch Dakos, das Tomatenbrot, auch unsere tägliche Frühstücksmahlzeit für eine Woche).

Der Abend ging herrlich weiter, denn so langsam bekam ich dann doch Appetit und weil ich zu faul war, mir es gönnte, faul zu sein, entschied ich mich gegen Frischkost und öffnete stattdessen eine Dose mit Erbsen und Mohrrüben. Zwei Minuten im Topf erwärmt, etwas frische Muskatnuss (frische Muskatnuss hat im Prinzip mein Leben verändert, solltet ihr auch unbedingt verwenden) drüber gerieben und in einer großen Schale mit dem Löffel gefuttert, auf dem Sofa liegend, den Laptop auf dem Bauch und noch eine Folge geschaut. Richtiges Soulfood war das. Kurz danach ein Anruf. Mauni, fertig mit Ballett, ob wir uns in einer Minute an der Ampel treffen wollen, wollen wir, trafen uns, ich erinnerte an das mittlerweile gut gekühlte Bierchen, wir gingen ne Runde und das Bier löschte endlich den Durst,  wie es nur ein kühles Bier zu löschen vermag. Viel geredet, gelacht, gegrübelt. Und anschließend, gegen Mitternacht, als ich mir erlaubte, die Zimmer zu lüften, was nur mäßigen Erfolg versprach und auch brachte, putzte ich in aller Ruhe meine neu erstandenen Gewürzgläschen, verputzte noch ein kühles Bier, hörte traurige, nein, ruhige Musik und befüllte fast schon meditativ die kleinen Gläschen und dabei stellte ich mir vor, wie schön meine eigene Küche einmal wird, mit etlichen Gewürzgläschen und getrockneten Sträuchern von der Decke hängend, mit vollen Obstschalen und frischen Frühlingszwiebeln, mit kleinem Kräutergarten in der riesigen Fensterbank und einem herrlich großen, massiven Esstisch. Und ich wünschte mir, bald mal wieder - endlich - oppulent für meine Freunde kochen zu können, mit viel Zeit, langem Einkauf, bedachter Vorbereitung und dampfenden Töpfen und wunderbarem Bratduft in der Luft. Soulwork, nennt man das bestimmt. Arbeit, die der Seele gut tut, die ohne Druck und Störungen einfach geschieht, mit viel Muße und vielen Gedanken, die schweifen, während die kleinen Körnchen leise und bedacht in ihr Behältnis rieseln.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

darfst gerne für den kleinen Opa kochen...sag bescheid und ich komme vorabei! länger nicht mehr auf deinem blog gewesen und muss sagen, die texte sind wieder besser geworden, bzw. sehr lesenswert!!!

Lisa hat gesagt…

danke Eugen :)

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